Vieles im Leben lässt sich selbst bestimmen – aber nicht alles. Erfolg ist nicht immer nur das Resultat von guter Planung und harter Arbeit. Am Zufall – oder am Glück – kommt niemand vorbei. Wir haben sieben Erfolgsfaktoren ausfindig gemacht, die der Macht des Zufalls unterliegen.

1. Geburtsort: Schweizer Babys sind Glückspilze
Die Lotterie des Lebens beginnt schon damit, wann wir wo geboren werden. Gemäss dem «Where-to-be-born Index» haben Babys, die in der Schweiz geboren werden, die grössten Chancen auf ein gesundes, sicheres und erfolgreiches Leben. Dahinter folgen Australien und Norwegen (Deutschland: Rang 16, Frankreich: Rang 26). Unter anderem flossen Wohlstandsindikatoren (inkl. Prognosen bis 2030), Kriminalitätsraten, Gesundheitskennzahlen, das Vertrauen in die Institutionen oder die demografische Entwicklung in die Beurteilung mit ein. Beim Index der 1988 geborenen Kinder lag noch die USA auf Rang 1, vor Frankreich und (West-)Deutschland. Die Schweiz lag damals auf Rang 13. Die USA stürzten 2013 auf Platz 16 ab, vor allem wegen der gigantischen Schuldenlast, welche die Babys erben werden.

2. Geburtstag: Je früher im Jahr, desto erfolgreicher
Auch der Geburtstag beeinflusst unsere Karriere. Generell gilt: Je früher wir innerhalb eines Jahrgangs geboren sind, desto erfolgreicher sind wir im Leben. Der Hauptgrund dafür ist gemäss Studien, dass Kinder, die älter und reifer sind, von Lehrpersonen tendenziell mehr gefördert werden. Ein Beispiel: In den USA gehen die relativ ältesten Kinder einer Klasse mit einer um 11 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit aufs College. Dieser «Relative Age Effect» gilt auch für den Sport: Früh im Jahr geborene Kinder sind athletisch weiterentwickelt als ihre jüngeren Klassenkameraden und werden mehr gefördert. Berühmtestes Beispiel: Rund 40 Prozent der nordamerikanischen Eishockeyprofis wurden in den Monaten Januar bis März geboren, nur 10 Prozent zwischen Oktober und Dezember.

3. Geschwisterkonstellation: Vorteil Einzelkind
Eine wesentliche Rolle für unser Leben spielt die Geschwisterkonstellation. Ältere Brüder und Schwestern sind in der Regel erfolgreicher als ihre jüngeren Geschwister. Sie nehmen besonders oft hohe Managerpositionen ein und verdienen deutlich mehr. Auch sind über die Hälfte aller Nobelpreisträger und US-Präsidenten Erstgeborene bzw. das älteste Kind in der Familie. Die Vermutung dahinter: Erstgeborene leben die ersten Jahre als Einzelkind und erhalten dadurch mehr Aufmerksamkeit und Förderung durch die Eltern. Für diese These spricht: Beruflich am erfolgreichsten sind Kinder ohne Geschwister. Dafür haben Einzelkinder im Privaten weniger Glück: Sie haben mehr Mühe, langfristige Beziehungen aufzubauen, und lassen sich öfter scheiden, wohl weil Geschwister in der Kindheit als wichtige soziale Praxispartner dienen. Und je mehr Geschwister man hat, desto besser: Jedes zusätzliche Geschwister verringert die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung um 3 Prozent.

4. Körpergrösse: 250 Euro pro Zentimeter
Zwar gibt es den sogenannten Napoleon-Komplex (Short-Man-Syndrom), wonach kleinere Männer ihre Körpergrösse mit besonders durchsetzungsstarken Persönlichkeiten kompensieren. Aber: Tendenziell sind grössere Menschen beruflich erfolgreicher und geniessen im Durchschnitt ein höheres gesellschaftliches Ansehen. So sind etwa US-Präsidenten, Senatoren und CEO überdurchschnittlich gross. Grössere Menschen verfügen aber auch über ein höheres Einkommen. Ein Zentimeter mehr Körpergrösse macht sowohl in England als auch in Deutschland rund 250 Euro mehr Bruttogehalt im Jahr aus. Das gilt für Männer wie für Frauen. Laut Psychologen wirken dabei archaische Muster: Wir assoziieren Körpergrösse unbewusst mit Kompetenz, Stärke und Durchsetzungsvermögen. Grossen Menschen wird somit eher die Fähigkeit zur Führung zugeschrieben und Menschen sind intuitiv eher bereit, sich ihnen unterzuordnen.

5. Der Vorname: je kürzer, desto besser
Überraschend prägend für den Werdegang ist unser Name. Leicht auszusprechende Namen werden positiver bewertet als schwer auszusprechende Namen. Und je kürzer der Vorname, desto besser. Männer mit einem ein- oder zweisilbigen Vornamen haben Studien zufolge im Job eine höhere hierarchische Position inne als solche mit längeren Vornamen. US-Firmenchefs haben häufig sogar nur vier Buchstaben im Vornamen. In Deutschland verdienen Personen mit zweisilbigem Vornamen durchschnittlich 8 Prozent weniger als Personen mit nur einer Silbe im Vornamen. Bei dreisilbigem Namen stehen ganze 18 Prozent weniger auf dem Gehaltszettel. Psychologen erklären den «Name Pronunciation Effect» damit, dass sich der Mensch nach Einfachheit sehnt. Kurze Namen seien einprägsamer und auch international verständlicher.

6. Der Nachname: A schlägt Z
Nicht nur der Vorname, sondern auch der Anfangsbuchstabe des Nachnamens spielt eine Rolle bei der beruflichen Karriere. Forscher fanden heraus, dass Menschen mit Nachnamen weiter hinten im Alphabet in der Schule, im Arbeitsmarkt und folglich beim Start ihrer Karriere durchschnittlich schlechter abschneiden. Sie vermuten, dass den Betroffenen aufgrund alphabetischer Sortierung von Namenslisten weniger Möglichkeiten geboten werden. Eine andere Studie zeigt, dass es leichter ist, eine Festanstellung an einer Universität zu bekommen, wenn sich der Nachname im Alphabet vorne einreiht. Je früher der erste Buchstabe des Nachnamens im Alphabet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Ernennung zum Professor. Die Lektion für Betroffene: Wer weiter hinten im Alphabet steht, muss auf andere Weise auf sich aufmerksam machen.

7. Das Nachrückerphänomen: folgenreiche Entscheide fremder Menschen
Natürlich hängt das eigene Leben auch sehr davon ab, wie andere Menschen entscheiden und handeln. Eine besondere Unterform des Zufalls ist das sogenannte «Nachrückerphänomen». Julia Roberts wäre nie zur «Pretty Woman» und damit zum Weltstar geworden, wenn ihre Kollegin Sandra Bullock die ihr zuerst angebotene Rolle nicht ausgeschlagen hätte. Die Karriere des 25-jährigen Leonard Bernstein wäre vielleicht ganz anders verlaufen, wäre er nicht kurzfristig als Ersatzmann für den erkrankten Dirigenten eingesprungen und dank eines ungeprobten Konzerts mit dem New York Philharmonic Orchestra schlagartig weltberühmt geworden. Das Nachrückerphänomen taucht jedoch nicht nur im Showgeschäft, sondern auch in unser aller Alltag auf, etwa bei Studienplätzen, bei denen Wartelisten geführt werden. Ob jemand den ersehnten Studienplatz bekommt, hängt oftmals davon ab, wie sich ihm völlig fremde Menschen entscheiden.

Das könnte Sie auch interessieren

Wissen

Acht Vorschläge zur wirtschaftlichen Stärkung der Frauen

Mehr lesen

Quiz

Endlich 18! Endlich frei und selbstbestimmt!?

Mehr lesen

Menschen

Das selbstbestimmte Leben in elf Facetten

Mehr lesen