• Das Konsumverhalten im Ruhestand ist nicht vorhersehbar. Die  finanziellen Mittel müssen oft länger und flexibler ausreichen.
  • Sparprodukte müssen den sich ändernden finanziellen Ansprüchen im Alter gerecht werden.
  • Nicht nur Privatpersonen müssen die Kontrolle über ihre Risiken und Finanzen haben, sondern auch die Produktanbieter.

Wir leben immer länger. Dieser positive Trend hat unweigerlich Auswirkungen auf unsere Zukunftsplanung. Unter anderem natürlich auch darauf, wie wir unsere Finanzen langfristig verwalten. 

Auf Staatsebene haben einige Regierungen schon auf die alternde Bevölkerung reagiert, indem sie das Rentenalter schrittweise anheben, um so die Rentenlast für den Staat zu reduzieren. Aber auch die Privatpersonen sind in der Pflicht, sich vermehrt selbst um die Finanzierung ihrer –immer längeren – Zukunft zu kümmern.

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Wer sich langfristig ausrichten will, muss seine Risiken und Finanzen im Griff haben. Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Produktanbieter.»

Weg von alten Rollenbildern

Ein Weg ist, länger zu arbeiten. So verzeichnet heute  die Altersgruppe von 55 bis 64 die am schnellsten steigende Erwerbsquote im europäischen Arbeitsmarkt1.  Nach Prognosen der Europäischen Kommission wird die gesamte Erwerbsquote bei älteren Menschen im Jahr 2020 ca. 6,4 Prozentpunkte (Ppkt.) höher sein, im Jahr 2040 13,9 Ppkt. und im Jahr 2060 14,4 Ppkt2.  Demgegenüber steht ein erwarteter Anstieg der Erwerbsquote um 3,5 Ppkt. bei der Altersgruppe 20 bis 64 im Jahr 20603.

Zwar ist längeres Arbeiten für viele Menschen  nach wie vor ein unbeliebter und unpopulärer Schritt. Zunehmend und häufig aufgrund von positiven Beispielen sehen andere Menschen darin auch eine Möglichkeit, wie sie nicht nur ihre Finanzen in den Griff bekommen, sondern auch in der Gesellschaft eine aktivere und flexiblere Rolle einnehmen können. Sich von alten Mustern und Rollenbildern wegzubewegen, wird von älteren Menschen durchaus auch positiv wahrgenommen.

«Die Menschen sind heute mobiler als früher; die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmt immer mehr. Daher wollen die Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen und selbstbestimmt und flexibel handeln», beschreibt Thomas Buess, Chief Financial Officer der Swiss Life-Gruppe die Entwicklung.

Schwankender Bedarf

Flexibilität ist bei der Verwaltung der eigenen Finanzen im Ruhestand zentral, weil der Einkommensbedarf tendenziell schwankt.

In den frühen, «aktiven» Jahren geben Pensionierte eher mehr aus: Sie gehen ihren Hobbys nach, reisen und knüpfen Kontakte. Später, wenn sie gemächlicher und weniger mobil werden, gehen die Ausgaben zurück. Werden sie im Alter jedoch zum Pflegefall, steigen die Kosten wieder an4.

Hinzu kommen womöglich unerwartete oder einmalige Ereignisse wie Hochzeiten, Scheidungen, gesundheitliche Probleme oder Unterhaltsarbeiten am Haus.

Laut Lena Dorin, Referentin für Gesundheits- und Pflegepolitik der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, gibt es Menschen, die für den schwankenden finanziellen Bedarf im Ruhestand bestens gewappnet sind, aber auch solche, die zu kämpfen haben werden.

Portrait von Axel Börsch-Supan, deutsche Wirtschaftswissenschaftler am 12.05.2013 im Munich Center for the Economics of Aging (MEA) Teil des Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München.
Aktiv zu bleiben ist im Alter viel schwieriger, als wenn man arbeitet. Im Ruhestand muss man am Morgen nicht früh aufstehen. Untätigkeit ist nicht gesund.

«Die älteren Menschen sind eine sehr heterogene Gruppe: Es gibt Senioren, die durchaus genug Geld haben, um für unerwartete Ereignisse im Alter aufzukommen. Sie verfügen über ausreichend finanzielle Mittel und kommen nicht gleich in eine Notlage, wenn ein Problem nur mit Geld gelöst werden kann. Aber natürlich gibt es auch Senioren, die nicht über solche Mittel verfügen», sagt Dorin.

Die Bereitschaft, länger zu arbeiten, kann nicht nur eine «finanzielle Notlage» verhindern, sondern auch die körperliche Gesundheit im späteren Leben verlängern.

Axel Börsch-Supan, Direktor des Munich Centre for the Economics of Ageing, sagt: «Aktiv zu bleiben ist im Alter viel schwieriger, als wenn man arbeitet. Bei der Arbeit wird man gezwungen, aktiv zu sein. Im Ruhestand hingegen muss man morgens nicht den Wecker stellen. Untätigkeit ist nicht gesund.»

Die Menschen wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen und selbstbestimmt und flexibel handeln.»

Die Kontrolle übernehmen

Damit Pensionierte Menschen später finanziell tatsächlich unabhängig sind, sind sie auf die Unterstützung durch geeignete Sparprodukte angewiesen. Thomas Buess erklärt: «Unsere Kunden planen ihr Leben auf Basis unserer Versprechen. Deshalb steht für uns die Einhaltung dieser Versprechen an erster Stelle. Wer sich langfristig ausrichten will, muss seine Risiken und Finanzen im Griff haben. Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Produktanbieter.»

Der Aufbau eines langfristig ausgerichteten Sparportfolios für einen langen und abwechslungsreichen Ruhestand ist möglich, aber dazu müssen Bürgerinnen und Bürger ihre Finanzen verstehen und gewillt sein, die Kontrolle zu übernehmen. Erst dann können der Staat und die Finanzdienstleister sie bei diesem wichtigen Ziel unterstützen. Gleichzeitig stehen die Produktanbieter in der Pflicht, ihr Angebot entsprechend auszubauen. Mit zwei wesentlichen Eigenschaften: langfristige Sicherheit und Flexibilität beim Aufbau wie auch Bezug der Spargelder.

Quellen:

1 The 2015 Ageing Report; Underlying Assumptions and Projection Methodologies, EUROPEAN ECONOMY 8|2014, European Commission (Seite 57)

2 The 2015 Ageing Report; Underlying Assumptions and Projection Methodologies, EUROPEAN ECONOMY 8|2014, European Commission (Seite 52)

3 The 2015 Ageing Report; Underlying Assumptions and Projection Methodologies, EUROPEAN ECONOMY 8|2014, European Commission (Seite 57)

4 Estimating the True Cost of Retirement, David Blanchett, CFA, CFP® Head of Retirement Research Morningstar Investment Management, LLC (Seite13)

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