Altersheim ade: Alt und Jung leben künftig unter einem Dach. Acht generationenfreundliche Wohnformen der Zukunft.

Wie wohnen wir in Zukunft? In dieser Frage ist sich die Forschung für einmal einig:
Die Best Ager von heute wollen nicht ins Altersheim. Sie wollen selbstbestimmt in Gemeinschaften leben, die ein soziales Leben bieten – möglichst bis zum Schluss. Und die Bedürfnisse der neuen Alten unterscheiden sich kaum mehr von jenen der jüngeren Generationen: Auch sie wollen möglichst zentrumsnah wohnen mit Zugang zu Jobs, Kultur-, Sport- und Bildungsangeboten sowie zur medizinischen Versorgung. Die Konsequenz: Ältere Menschen drängt es in die urbanen Agglomerationen. Die Zukunft gehört den «All-age-friendly cities», wie sie die WHO bezeichnet. Und das neue Credo lautet: generationenkompatibles statt altengerechtes Wohnen.

Vielfältige architektonische Facetten

Das boomende Segment «Mehrgenerationen-Wohnen» hat weltweit vielfältige bauliche Ausprägungen und architektonische Facetten hervorgebracht. Im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Strukturwandel und oft abseits von klassischen Familienstrukturen sind ganz neue kollaborative Wohn- und Lebensgemeinschaften entstanden. Sie alle ermöglichen, dass Menschen verschiedener Altersgruppen, Familien, Singles und Paare zusammen wohnen, voneinander profitieren und Gemeinschaft nach Mass leben können. Die positiven Nebeneffekte: ein erfülltes Leben im Alter und Ressourceneinsparungen, die auch der Gesellschaft zugute kommen.

Folgende acht Konzepte für generationenübergreifendes Wohnen könnten in Zukunft an Bedeutung gewinnen:

Berlin

Die Clusterwohnung – Berlin, Deutschland

Eine Clusterwohnung ist eine Kreuzung zwischen einer WG und einer Kleinwohnung. Diese Wohnform lässt ein Maximum an gemeinschaftlichem Leben zu und ermöglicht zugleich den Rückzug in die eigene komplette Wohnung, was sie auch für ältere Menschen attraktiv macht. Im Cluster des Berliner Wohnprojekts Spreefeld leben elf Personen zwischen 16 und 74 zusammen – Singles, Paare, eine Familie. Sie wohnen in Mini-Apartments, die über eine Kochnische und ein eigenes Bad verfügen. Kernstück des Clusters ist der Gemeinschaftsraum mit Küche und Wohnbereich. (Foto: Ute Zscharnt)

New york

Co-Living – New York, USA

«Co-Living» steht für die Kombination zwischen Büro- und Wohngemeinschaft. Das Ziel ist es, nicht nur mit Gleichgesinnten zusammenzuwohnen, sondern eine Art «Brutstätte» des kreativen Schaffens zu sein. «Co-Livings» existieren bereits in verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten, wie hier in der New Yorker Wall Street, wo sich die Mieter auch einen Konferenzraum, ein Yogastudio und einen Waschsalon teilen. Die Wohnform eignet sich nicht nur für Digital Natives, sondern auch für Freelancer und Seniorpreneurs der Babyboomer-Generation. (Foto: welive.com)

Bassersdorf

Mehrgenerationen-Haus mit Pflegeservice – Bassersdorf, Schweiz

Eine boomende Alternative zu klassischen Seniorenresidenzen sind Mehrgenerationen-Häuser mit Pflegeservice, wie sie Swiss Life kürzlich in Bassersdorf beim Flughafen Zürich erbaute. Mitten im Ortskern bilden der verkehrsfreie Dorfplatz mit Pavillon und zwei moderne Gebäude das «Zentrum Bassersdorf». Die zentrale Lage und die nahe Infrastruktur machen die Wohnungen für alle Altersgruppen attraktiv. Die Mehrheit der Wohnungen ist hindernisfrei und altersgerecht ausgestattet. In Kooperation mit nahegelegenen Pflegeheimen können ältere Mieter Dienstleistungen wie Putzen, Einkaufen und Spitex bis hin zur Pflege in Anspruch nehmen. Eine attraktive Lösung für Senioren, die der Altersstigmatisierung entgehen und in der eigenen Wohnung altern wollen. (Foto: Swiss Life)

singapur

Das vertikale Dorf – Kampung Admiralty, Singapur

Der Gebäudekomplex Kampung Admiralty wird 2018 eröffnet und ist als idealtypischer Lebensraum für die rasant alternde Singapurer Bevölkerung konzipiert. Er umfasst 100 altersgerechte Apartments, ein medizinisches Zentrum und eine Apotheke. Aber auch Sportanlagen, eine Markthalle mit 43 Food-Ständen sowie eine Kinderkrippe mit 200 Plätzen, um Alt und Jung zusammenzubringen. «Wir wollen das moderne Dorf (Kampung) erbauen», erklärte Verkehrsminister Khaw Boon Wan. «Mit allen Hightechausstattungen, aber mit dem Charme und den engen Bindungen der Bewohner eines guten alten Dorfes.» (Foto: Kampung Admiralty)

Paris

Die Mehrgenerationen-WG – Paris, Frankreich

Nach der Studenten-WG gibt es neu auch die Mehrgenerationen-WG. In diesem Haus im Zentrum von Paris leben in jeder Wohnung vier Parteien mit folgendem Mix: ein Lehrling, ein Student, eine alleinerziehende Mutter mit Kind und ein Senior. Die Bewohner kochen gemeinsam und verpflichten sich zu gemeinsamen Aktivitäten. Die Stiftung Habitat et Humanisme versteht diese Wohnform als Antwort auf die fortschreitende Isolierung von jungen und alten Menschen.

graddy_flat_australien

Das «Graddy flat» – England, Australien

«Graddy Flats» sind ein Trend in englischen und australischen Städten, wo der Wohnraum teuer ist und die Einfamilienhäuser traditionell über Gärten verfügen. Für Jugendliche, die auch nach der Ausbildung daheim leben, gibt es einen Garten-Annex, der vom schlichten Mikrostudio mit WC bis zur luxuriösen Miniwohnung mit eigener Küche reicht. Und wenn die Kinder genug verdienen und ausziehen, wird das «Graddy Home» (von «graduates») zum «Granny Home» – zum Daheim für hilfsbedürftige Grosseltern.

Atlanta

Das urbane Multigenerationen-Dorf – Atlanta, USA

Projekte wie «Serenbe» bei Atlanta gehören zu einer neuen Welle von neuerschaffenen Multigenerationen-Dörfern in den USA. Hier wird eine urbane Form des gemeinschaftlichen Dorflebens angestrebt, und es gibt in Gehdistanz fast alles: eine Biofarm, eine Schule, ein Outdoortheater, ein Yogastudio, eine Arztpraxis. Die Häuser sind barrierefrei gebaut und es gibt für jeden Senior Wearables zum Messen des Blutdrucks und der Herzfrequenz. 200 Häuser sind bereits erstellt, 1200 sollen es werden, und dabei wird bewusst auf einen Generationenmix geachtet.

winterthur

Altersdurchmischte Siedlungsgemeinschaft – Winterthur, Schweiz

Überbauungen wie die «Giesserei» in Winterthur stehen für den Trend zur altersdurchmischten Siedlung mit dem Ziel, das Verständnis zwischen den Generationen zu fördern. In 155 Wohnungen leben hier 300 Personen, vom Baby bis zum Senior. Der Innenhof ist als Begegnungszone angelegt, es gibt Gemeinschaftsräume und Werkstätten. Die Mieter teilen sich mehrere Gästezimmer, eine Bar mit hauseigener Bibliothek. Zwischen den Balkonen gibt es keine Trennwände. Die «Giesserei» funktioniert wie ein kleines Quartier in der Stadt, in dem sich alle kennen und miteinander zu tun haben: Senioren hüten kleine Kinder, jüngere Menschen machen Einkäufe für handicapierte Senioren.

Neue Swiss Life-Projekte

Den Trend zum altersdurchmischten Leben erschliesst neues Marktpotenzial und verlangt innovative Konzepte, wie die Immobilienentwickler von Swiss Life bestätigen: «Generationenübergreifendes Wohnen entspricht immer mehr einem Bedürfnis. Für die Projektentwicklung bedeutet dies Barrierefreiheit und einen ausgewogenen Mix von Klein- und Grosswohnungen», sagt Gerhard Demmelmair, Leiter des Portfolio Managements für Drittkunden bei Swiss Life Asset Managers. «Zudem entwickeln wir auch neue generationenübergreifende Wohnprojekte, in denen ältere Menschen möglichst selbstbestimmt alt werden können.» Aktuelles Beispiel aus der Schweiz sei das «Zentrum Bassersdorf», wo alle Mieter ganz nach Bedarf Dienstleistungen wie Putzen oder Einkaufen bis hin zu Spitex und Pflege für Senioren in Anspruch nehmen können.

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